Nivellement

by Julian @, Thursday, December 19, 2019, 08:36 (1799 days ago)

Ich muss doch nochmal einen anderen Thread eröffnen und euch belästigen :-)...

Es geht um die Aussgleichung von Nivellement Zügen.

Startpunkt war ein Höhenfestpunkt und nivelliert wurde mit einem Frosch und ausziehbarer Digitalnivellierlatte + Trimble DiNi über eine Distanz von 900m (Einweg).

Leider gab es keinen Höhenfestpunkt um darauf abzuschließen. Das beudeted es musste auf den Startpunkt zurück nivelliert werden.

Die Strecke wurde auf 3 Teilstrecken mit runden Nägeln am Boden aufgeteil und der Abstand der Standpunkte von den Niv-Latten beträgt maximal 30m.

Ich habe nun den Festpunkt als Varianzfreien Festpunkt deklariert und die Wechselpunkte und die Nägel wurden als Höhenneupunkte deklariert.

Ist das so richtig? Ich möchte grobe Messfehler aufdecken aber die redundanz ist bescheiden. Was bedeuten die Werte für σa und σb und wie sind diese so handlen?

Würden mir zwei verschiedene Nivellierlatten einen Vorteil bieten die Kompensatorabweichung gering zu halten?

Grüße

Julian

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Nivellement

by Pierre, Thursday, December 19, 2019, 10:14 (1799 days ago) @ Julian

Moin,

Startpunkt war ein Höhenfestpunkt und nivelliert wurde mit einem Frosch und ausziehbarer Digitalnivellierlatte + Trimble DiNi über eine Distanz von 900m (Einweg).

Daraus entnehme ich mal, dass es sich um ein Ingenieurnivellement handelt.

Ich habe nun den Festpunkt als Varianzfreien Festpunkt deklariert und die Wechselpunkte und die Nägel wurden als Höhenneupunkte deklariert.

Hört sich gut an. Hinweis: in dem Beispiel ist es aber unerheblich ob Du den "Festpunkt" als varianzfrei, als stochastisch (Anschlusspkt.) oder als Datumspunkt einführst. Das Beipspiel ist eine zwangsfreie Lagerung, da der Datumsdefekt von 1 hierbei durch diesen einen Punkt gelöst wird.

Wenn die Nägel deine zu bestimmenden Punkte sein sollen (von denen weitere Messungen erfolgen usw.) dann die als Neupunkte, richtig. Die Wechselpunkte musst Du nicht unbedingt als Neupkt. einführen - hier kann man auch direkt den Niv.weg von Nagel zu Nagel verwenden. Falsch ist das aber nicht. Es gibt Varianten bspw. im bewegten Gelände, wo das auch zu bevorzugen ist, da man so eine realistischer Varianzfortpflanzung erreicht.

... Ich möchte grobe Messfehler aufdecken aber die redundanz ist bescheiden. Was bedeuten die Werte für σa und σb und wie sind diese so handlen?

Siehe Wiki: stochastisches Modell Nivellement

$\sigma_a$ ist der absolute (streckenunabhängige) Unsicherheitsanteil und $\sigma_b$ der "klassische" streckenabhängige Anteil - $\sigma_i$ pro km/Doppelniv. also das was in der Regel in den techn. Daten des Instruments zu finden ist.

Würden mir zwei verschiedene Nivellierlatten einen Vorteil bieten die Kompensatorabweichung gering zu halten?

Sofern Du eine Standard-Nivlatte verwendest, lässt Du damit im Allgemeinen schon mehr Genauigkeit liegen, als Du mit dem Ausschalten der Abweichung an Mehrwert gewinnst. Das passt nicht wirklich zusammen, sondern eher zu einem Fein-/Präzisionsnivellement.

Viele Grüße
Pierre

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Nivellement

by Eddi, Thursday, December 19, 2019, 11:51 (1799 days ago) @ Pierre

Hallo,
Pierre hat ja schon das Wichtigste gesagt, hier also noch ein paar Ergänzungen:
Die wichtigste Angabe hattest Du nicht gemacht, Feinniv oder technisches ?
Feinnivellement bedeutet einen Höhenfehler <= 1 mm /km, 2 Invarlatten, Ablesefolge rvvr und jede Strecke in Hin- und Rückgang, in die Auswertung gehen die Mittel aus Hin- und Rückmessung je Höhenunterschied ein.
Ganz gefährlich erscheint mir ein Schleifennivellement, auch wenn der Anschluss an einen zweiten Festpunkt sehr aufwändig ist! Du hast keinerlei Kontrolle, wenn dieser eine Anschlusspunkt sich verändert hat! Das sollte man nur riskieren, wenn eine Punktveränderung sehr unwahrscheinlich ist (z.B. weil er vor kurzer Zeit durch eine andere Messung kontrolliert wurde).
Das die Redundanz so schwach ist, liegt in der Natur der Sache, in einer Schleife hast Du ja nur eine überschüssige Messung.
Falls Du zum schließen der Schleife über die gleichen Punkte gegangen bist, bleibt noch die Frage, ob Du es als Schleife oder als offenes Nivellement in Hin- und Rückgang ansiehst und auswertest? In diesem Fall hättest Du aber die Differenzen zwischen Hin- und Rückmessung als Kontrolle auf grobe Fehler.
Wenn Du auch alle Wechselpunkte mit in die Ausgleichung nimmst, kannst Du auch bei den Fehlern apriori einen konstanten Wert annehmen und auf den streckenabhängigen Anteil verzichten.
Hinsichtlich dem Einsatz von 2 Latten siehe oben.

Viele Grüße von

Eddi

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Nivellement

by Julian @, Thursday, December 19, 2019, 12:54 (1799 days ago) @ Eddi

Hallo,
Pierre hat ja schon das Wichtigste gesagt, hier also noch ein paar Ergänzungen:
Die wichtigste Angabe hattest Du nicht gemacht, Feinniv oder technisches ?

Es ist ein technisches nivellement mit RVRV und ausziehbarer teleskop-Niv.-Latte.

Feinnivellement bedeutet einen Höhenfehler <= 1 mm /km, 2 Invarlatten, Ablesefolge rvvr und jede Strecke in Hin- und Rückgang, in die Auswertung gehen die Mittel aus Hin- und Rückmessung je Höhenunterschied ein.

warum wird beim zweiten standpunkt erst mit dem vorblick begonnen? ist die reihenfolge nicht unerheblich? Oder ist mit rvvr gemeint, dass auf einem Standpunkt die Latten jeweils zweimal angezielt werden (so wie bei einer Netzmessung in Lage 1 und 2)? Mit Mittelung meinst du dann die Ablesungen?

Ganz gefährlich erscheint mir ein Schleifennivellement, auch wenn der Anschluss an einen zweiten Festpunkt sehr aufwändig ist! Du hast keinerlei Kontrolle, wenn dieser eine Anschlusspunkt sich verändert hat! Das sollte man nur riskieren, wenn eine Punktveränderung sehr unwahrscheinlich ist (z.B. weil er vor kurzer Zeit durch eine andere Messung kontrolliert wurde).

den Anfangspunkt habe ich mit einem doppelnivellement zu einem anderen Festpunkt kontrolliert. somit kann dies ausgeschlossen werden.

Das die Redundanz so schwach ist, liegt in der Natur der Sache, in einer Schleife hast Du ja nur eine überschüssige Messung.
Falls Du zum schließen der Schleife über die gleichen Punkte gegangen bist, bleibt noch die Frage, ob Du es als Schleife oder als offenes Nivellement in Hin- und Rückgang ansiehst und auswertest? In diesem Fall hättest Du aber die Differenzen zwischen Hin- und Rückmessung als Kontrolle auf grobe Fehler.

das ist richtig, aber wo verbirgt sich in Jag 3D der schleifenabschlussfehler?

Wenn Du auch alle Wechselpunkte mit in die Ausgleichung nimmst, kannst Du auch bei den Fehlern apriori einen konstanten Wert annehmen und auf den streckenabhängigen Anteil verzichten.
Hinsichtlich dem Einsatz von 2 Latten siehe oben.


danke Eddi!

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by Eddi, Thursday, December 19, 2019, 04:01 (1799 days ago) @ Julian

Hallo,

rvvr bezieht sich auf einen Standpunkt und dient der Herabmilderung von systamatischen Fehlern, insbesondere den Einsinkfehlern.
Dabei steht eine Latte im Rück- und eine im Vorblick, nach dem Aufbau des Nivelliers erfolgen die Ablesungen in der Reihenfolge r v v r, der Höhenunterschied wird doppelt berechnet, die Differenz kontrolliert und das Mittel gebildet. Die Summe aller Höhenunterschiede bilden dann e i n e Hin- bzw. Rückmessung!

Die Kontrolle des Ausgangspunktes ist natürlich so i.O., vielleicht hättest Du aber daraus auch ohne Mehraufwand einen Zug mit Angangs- und Endpunkt machen können.

Der Schleifenabschlussfehler steckt in den Verbesserungen der einzelnen Höhenunterschiede.

Ansonsten nochmal mein allgemeiner Hinweis auf die einschlägige Fachliteratur, vor allem ersteinmal die Standardwerke!

Eddi

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Nivellement

by Julian @, Thursday, December 19, 2019, 07:07 (1799 days ago) @ Eddi

Hallo,

rvvr bezieht sich auf einen Standpunkt und dient der Herabmilderung von systamatischen Fehlern, insbesondere den Einsinkfehlern.

Dann kann man ja diese doppelmessung wie eine satzmessung betrachten oder? im Grunde genommen werden ja einfach nur Rückblick und vorblick doppelt gemessen und gemittelt. bei den ungeraden standpunkten wird immer auf den Rückblick justiert und bei den geraden standpunkten auf den vorblick.

Dabei steht eine Latte im Rück- und eine im Vorblick, nach dem Aufbau des Nivelliers erfolgen die Ablesungen in der Reihenfolge r v v r, der Höhenunterschied wird doppelt berechnet, die Differenz kontrolliert und das Mittel gebildet. Die Summe aller Höhenunterschiede bilden dann e i n e Hin- bzw. Rückmessung!

Wird das dann schon vor der Ausgleichung gemacht, um dann in der Ausgleichung letztendlich nur noch anfangs und Endpunkt mit dem gesamtHöhenunterschied zu erhalten? damit würde die Redundanz dann nicht verfälscht werden. ich dachte immer der Abschluss Fehler wird dann letztendlich auf die wechselpunkte verteilt und das würde in dem Fall ja nicht mehr funktionieren.

Die Kontrolle des Ausgangspunktes ist natürlich so i.O., vielleicht hättest Du aber daraus auch ohne Mehraufwand einen Zug mit Angangs- und Endpunkt machen können.

Das habe ich noch gemacht. Insgesamt sind das 24 Züge im gesamten stadtbezirk mit 5 festpunkten. Leider ist im Süden kein einziger festpunkt, und daher muss einschleifennivellement auf denselbigen erfolgen.

Der Schleifenabschlussfehler steckt in den Verbesserungen der einzelnen Höhenunterschiede.

Ansonsten nochmal mein allgemeiner Hinweis auf die einschlägige Fachliteratur, vor allem ersteinmal die Standardwerke!

Für Tipps bin ich immer dankbar Eddi :)!


Eddi

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by Micha ⌂, Bad Vilbel, Friday, December 20, 2019, 10:25 (1798 days ago) @ Julian

Hallo,

Dann kann man ja diese doppelmessung wie eine satzmessung betrachten oder?

Nein, so würde ich es nicht vergleichen. Durch eine Vollsatzmessung werden systematische Instrumentenabweichungen eliminiert. Beim RVVR (oder dessen Abarten) werden keine Instrumentenabweichungen kompensiert sondern lediglich die Stabilität des Instrumentenstandpunktes überwacht. Die Doppelmessung wird i.A. direkt bei der Aufstellung geprüft. Sind die Differenzen zu große, wird die Ablesung wiederholt.

Wird das dann schon vor der Ausgleichung gemacht, um dann in der Ausgleichung letztendlich nur noch anfangs und Endpunkt mit dem gesamtHöhenunterschied zu erhalten?

Das hängt vom Programm ab. Üblicherweise protokollieren die Instrumente alle Messungen. Beim DINI sieht das dann bspw. so aus:

For M5|Adr    19|KD1  BolzenF    1 10:46:461   2|Lr        0.31344 m   |E          16.957 m   |                      | 
For M5|Adr    20|KD1    10000    1 10:47:571   2|Lv        0.29374 m   |E          15.606 m   |                      | 
For M5|Adr    21|KD1    10000    1 10:48:161   2|Lv        0.29370 m   |E          15.606 m   |                      | 
For M5|Adr    22|KD1  BolzenF    1 10:48:511   2|Lr        0.31341 m   |E          16.963 m   |                      | 
For M5|Adr    23|KD1    10000    1 10:48:51    2|                      |                      |Z        99.98756 m   | 
For M5|Adr    24|KD1    10000    1 10:52:141   2|Lr        1.43821 m   |E          15.510 m   |                      | 
For M5|Adr    25|KD1    10001    1 10:52:511   2|Lv        1.34921 m   |E          15.750 m   |                      | 
For M5|Adr    26|KD1    10001    1 10:52:571   2|Lv        1.34918 m   |E          15.747 m   |                      | 
For M5|Adr    27|KD1    10000    1 10:53:151   2|Lr        1.43831 m   |E          15.507 m   |                      | 

In JAG3D werden diese Werte beim Import direkt gemittelt, sodass ein Höhenunterschied verbleibt.

Das habe ich noch gemacht. Insgesamt sind das 24 Züge im gesamten stadtbezirk mit 5 festpunkten. Leider ist im Süden kein einziger festpunkt, und daher muss einschleifennivellement auf denselbigen erfolgen.

Dann bietet es sich ggf. an alle Züge in einem Projekt gemeinsam auszuwerten.

Viele Grüße
Micha

--
applied-geodesy.org - OpenSource Least-Squares Adjustment Software for Geodetic Sciences

Tags:
Nivellement, Schleife, RVVR

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Nivellement

by Julian @, Friday, December 20, 2019, 11:58 (1798 days ago) @ Micha

Hallo,

Dann kann man ja diese doppelmessung wie eine satzmessung betrachten oder?


Nein, so würde ich es nicht vergleichen. Durch eine Vollsatzmessung werden systematische Instrumentenabweichungen eliminiert. Beim RVVR (oder dessen Abarten) werden keine Instrumentenabweichungen kompensiert sondern lediglich die Stabilität des Instrumentenstandpunktes überwacht. Die Doppelmessung wird i.A. direkt bei der Aufstellung geprüft. Sind die Differenzen zu große, wird die Ablesung wiederholt.

Das klingt logisch. Wann findet das Präzisionsnivellement seinen Einsatz? Bei normalen Ingenieurvermessungsprojekten mit nahe gelegenem Höhenbolzen reicht denke ich ein Standartnivellement mit RV aus.

Wird das dann schon vor der Ausgleichung gemacht, um dann in der Ausgleichung letztendlich nur noch anfangs und Endpunkt mit dem gesamtHöhenunterschied zu erhalten?


Das hängt vom Programm ab. Üblicherweise protokollieren die Instrumente alle Messungen. Beim DINI sieht das dann bspw. so aus:

For M5|Adr    19|KD1  BolzenF    1 10:46:461   2|Lr        0.31344 m   |E          16.957 m   |                      | 
For M5|Adr    20|KD1    10000    1 10:47:571   2|Lv        0.29374 m   |E          15.606 m   |                      | 
For M5|Adr    21|KD1    10000    1 10:48:161   2|Lv        0.29370 m   |E          15.606 m   |                      | 
For M5|Adr    22|KD1  BolzenF    1 10:48:511   2|Lr        0.31341 m   |E          16.963 m   |                      | 
For M5|Adr    23|KD1    10000    1 10:48:51    2|                      |                      |Z        99.98756 m   | 
For M5|Adr    24|KD1    10000    1 10:52:141   2|Lr        1.43821 m   |E          15.510 m   |                      | 
For M5|Adr    25|KD1    10001    1 10:52:511   2|Lv        1.34921 m   |E          15.750 m   |                      | 
For M5|Adr    26|KD1    10001    1 10:52:571   2|Lv        1.34918 m   |E          15.747 m   |                      | 
For M5|Adr    27|KD1    10000    1 10:53:151   2|Lr        1.43831 m   |E          15.507 m   |                      | 

In JAG3D werden diese Werte beim Import direkt gemittelt, sodass ein Höhenunterschied verbleibt.

Das habe ich noch gemacht. Insgesamt sind das 24 Züge im gesamten stadtbezirk mit 5 festpunkten. Leider ist im Süden kein einziger festpunkt, und daher muss einschleifennivellement auf denselbigen erfolgen.


Dann bietet es sich ggf. an alle Züge in einem Projekt gemeinsam auszuwerten.

Ich habe alle Züge gesamt ausgeglichen :-)! lassen sich denn die Vor und Rückblicke in Jag 3D aufsummieren sodass nur noch Anfangs und Endpunkt der Züge verbleibt und die Redundanzen nicht "verfälscht" werden? Oder ist das eher kontraproduktiv, da die Verbesserungen dann nicht mehr auf die Wechselpunkte verteilt werden kann?

Gruß

Julian

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Nivellement

by Micha ⌂, Bad Vilbel, Friday, December 20, 2019, 01:06 (1798 days ago) @ Julian

Hallo,

Wann findet das Präzisionsnivellement seinen Einsatz?

Wenn man das maximum an Präzision anstrebt z.B. in der Landesvermessung beim Beobachten der 1. Ordnung.

lassen sich denn die Vor und Rückblicke in Jag 3D aufsummieren sodass nur noch Anfangs und Endpunkt der Züge verbleibt und die Redundanzen nicht "verfälscht" werden?

Nein, da dass stochastische Modell in JAG3D an die Aufstellungen gekoppelt sind. JAG3D kennt den Unterschied zwischen einem Wechselpunkt und einem anderen Punkt nicht. Die Redundanzen werden hierdurch aber nicht verfälscht. Das Akkumulieren von Wechselpunkten würde die Redundanz also nicht verändern sondern lediglich die Rechenzeit verkürzen.

Oder ist das eher kontraproduktiv, da die Verbesserungen dann nicht mehr auf die Wechselpunkte verteilt werden kann?

Verbesserungen werden nicht auf die Punkt verteilt sondern sind den einzelnen Beobachtungen zugeordnet. Die Anzahl der Verbesserungen ist demnach identisch mit der Anzahl der Höhenunterschiede und nicht mit der Anzahl der Punkte.

Viele Grüße
Micha

--
applied-geodesy.org - OpenSource Least-Squares Adjustment Software for Geodetic Sciences

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Nivellement

by Julian @, Thursday, December 19, 2019, 12:43 (1799 days ago) @ Pierre

Moin,

Startpunkt war ein Höhenfestpunkt und nivelliert wurde mit einem Frosch und ausziehbarer Digitalnivellierlatte + Trimble DiNi über eine Distanz von 900m (Einweg).


Daraus entnehme ich mal, dass es sich um ein Ingenieurnivellement handelt.

Ich habe nun den Festpunkt als Varianzfreien Festpunkt deklariert und die Wechselpunkte und die Nägel wurden als Höhenneupunkte deklariert.


Hört sich gut an. Hinweis: in dem Beispiel ist es aber unerheblich ob Du den "Festpunkt" als varianzfrei, als stochastisch (Anschlusspkt.) oder als Datumspunkt einführst. Das Beipspiel ist eine zwangsfreie Lagerung, da der Datumsdefekt von 1 hierbei durch diesen einen Punkt gelöst wird.

Wenn die Nägel deine zu bestimmenden Punkte sein sollen (von denen weitere Messungen erfolgen usw.) dann die als Neupunkte, richtig. Die Wechselpunkte musst Du nicht unbedingt als Neupkt. einführen - hier kann man auch direkt den Niv.weg von Nagel zu Nagel verwenden. Falsch ist das aber nicht. Es gibt Varianten bspw. im bewegten Gelände, wo das auch zu bevorzugen ist, da man so eine realistischer Varianzfortpflanzung erreicht.

Bei den Wechselpunkten fällt auf, das die redundanz fast bei null liegt. liegt das daran das die wechselpunkte nur jeweils einmal mit rück und vorblick bestimmtt werden?

... Ich möchte grobe Messfehler aufdecken aber die redundanz ist bescheiden. Was bedeuten die Werte für σa und σb und wie sind diese so handlen?


Siehe Wiki: stochastisches Modell Nivellement

$\sigma_a$ ist der absolute (streckenunabhängige) Unsicherheitsanteil und $\sigma_b$ der "klassische" streckenabhängige Anteil - $\sigma_i$ pro km/Doppelniv. also das was in der Regel in den techn. Daten des Instruments zu finden ist.

würdest du dann die Werte erstmal so belassen wie sie voreingestellt sind? Wenn dann doch in der Varianzkomponentenanalyse die Genauigkeit nicht zueinander passt wird dann nur σa angepasst? σb wäre dann wie bei der Tachymetermessung ein Erfahrungswert und Instrumentenabhängig

Würden mir zwei verschiedene Nivellierlatten einen Vorteil bieten die Kompensatorabweichung gering zu halten?


Sofern Du eine Standard-Nivlatte verwendest, lässt Du damit im Allgemeinen schon mehr Genauigkeit liegen, als Du mit dem Ausschalten der Abweichung an Mehrwert gewinnst. Das passt nicht wirklich zusammen, sondern eher zu einem Fein-/Präzisionsnivellement.

ja es es ist leider nur eine ausziehbare Nivellierlatte. Ich dachte wenn ich mit dem verfahren der roten Hose nochmal nivellieren würde, dann könnte ich eine Höhere Genauigkeit für den Punkt(6160) am Zugende erreichen.

Dieser wurde mit GNSS(in DHHN2016) gemessen und per GPPS pro ausgewertet und weist zum nivellement eine differenz von 2.5cm auf :-(.
Der Startpunkt(FP259) des Nivellements wurde auch in DHHN 2016 vom LGL nivelliert. Und wurde mit einem anderen Zug von mir kontrolliert.

Nun habe ich ein wenig Kopfzerbrechen ob nicht doch das Nivellement nicht so "koscher" ist...

Wenn jemand Zeit hat, bitte mal drüber schauen :-).

Link: https://dateitransfer.reutlingen.de/?ShareToken=B6320589512DF16FF92B191175374AA9D73C799D

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Nivellement

by Pierre, Thursday, December 19, 2019, 03:05 (1799 days ago) @ Julian

Hi,

Bei den Wechselpunkten fällt auf, das die redundanz fast bei null liegt. liegt das daran das die wechselpunkte nur jeweils einmal mit rück und vorblick bestimmtt werden?

Ich denke Du hast ja für jeden Wechselpunkt eine neue Nr. somit teilt sich die eh schon nicht große Redundanz auf die vielen Beobachtungen der Wechselpunkte auf. Daher sind diese auch nur einfach bestimmt, weil sie im Hin- und Rückweg nicht identisch sind. Vermute ich mal, ohne das ich mir die Daten angeschaut habe.

würdest du dann die Werte erstmal so belassen wie sie voreingestellt sind? Wenn dann doch in der Varianzkomponentenanalyse die Genauigkeit nicht zueinander passt wird dann nur σa angepasst? σb wäre dann wie bei der Tachymetermessung ein Erfahrungswert und Instrumentenabhängig

Ne ... also ich nicht bzw. habe ich andere (eigene) Werte voreingestellt. Bei der Abstimmung mittels Varianzkomponenten sollte man eine entsprechend hohe Redundanz/viele Messwerte gleicher Art haben, sonst verschlimmbessert man den ganzen Kram. Die Herstellerangabe ist schon ein guter a priori Startwert. Das (Fein-)Nivellement ist quasi eines der Musterbeispiele wo Erfahrung wichtig ist.

Falls Du zum schließen der Schleife über die gleichen Punkte gegangen bist, bleibt noch die Frage, ob Du es als Schleife oder als offenes Nivellement in Hin- und Rückgang ansiehst und auswertest? In diesem Fall hättest Du aber die Differenzen zwischen Hin- und Rückmessung als Kontrolle auf grobe Fehler.

Eddi hatte Dich ja schon darauf hingewiesen, dass man das Niv sowohl als Schleife als auch als Linienniv (Hin+Rück) betrachten kann. Wenn es sowieso drei Teillinien sind, deren Verknpüfungspkt. identisch sind, so kann man sich bspw. als den Doppelmessungen (Hin/Rück) die Standardabw. pro km Doppelniv. berechnen. Der so empirisch ermittelte mittlere km-Fehler eignet sich auch gut als a priori Startwert.

ja es es ist leider nur eine ausziehbare Nivellierlatte. Ich dachte wenn ich mit dem verfahren der roten Hose nochmal nivellieren würde, dann könnte ich eine Höhere Genauigkeit für den Punkt(6160) am Zugende erreichen.

Dieser wurde mit GNSS(in DHHN2016) gemessen und per GPPS pro ausgewertet und weist zum nivellement eine differenz von 2.5cm auf :-(.
Der Startpunkt(FP259) des Nivellements wurde auch in DHHN 2016 vom LGL nivelliert. Und wurde mit einem anderen Zug von mir kontrolliert.

Nun habe ich ein wenig Kopfzerbrechen ob nicht doch das Nivellement nicht so "koscher" ist...

Na ich würde ehr an der Höhe aus GNSS zweifeln. Ich weiß ja nicht mit welcher Antenne, Beobachtungszeit usw. die Höhe bestimmt wurde, aber allein in der Umrechnung auf die Normalhöhe mit dem GCG2016 hat man ja schon ca. 1 cm Unsicherheit. Da ist man mit (jedem) einem Baunivellier auf 1 km Doppelniv. immernoch besser - mal Lotabweichungen außen vor gelassen.

Viele Grüße
Pierre

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Nivellement

by Julian @, Thursday, December 19, 2019, 06:54 (1799 days ago) @ Pierre

" Ne ... also ich nicht bzw. habe ich andere (eigene) Werte voreingestellt. Bei der Abstimmung mittels Varianzkomponenten sollte man eine entsprechend hohe Redundanz/viele Messwerte gleicher Art haben, sonst verschlimmbessert man den ganzen Kram. Die Herstellerangabe ist schon ein guter a priori Startwert. Das (Fein-)Nivellement ist quasi eines der Musterbeispiele wo Erfahrung wichtig ist.
"

Das feinnivellement wurde bei uns nicht mal im Studium gelehrt. Das ist echt schade dass ich mir das alles hier aus dem Netz ziehen muss und meine eigenen Erfahrungen machen muss :/...
Bei einem einfachen nivellement kann ich mir ja sozusagen nur die Verbesserung an den Beobachtung anschauen und ob grobe Fehler vorliegen (Tprio Wert). Wobei ich auch daran zweifle ob dieser überhaupt aussagekräftig ist wenn ich wirklich nur hin und rückweg Messe. Wie könnte man denn die wechselpunkte deklarieren damit die Redundanz sich nicht darauf verteilt sondern auf die Nägel die wirklich mehrfach gemessen werden?

Bei der GPS Messung hast du natürlich recht. Ich möchte in einem stadtbezirk 5 Punkte außerhalb mit GPS im neuen höhensystem bestimmen um die ganzen Bolzen innerhalb durch Transformation zu überführen. Bei den vier anderen Punkten war der Fehler immer zwischen 1 und 6 mm und an dem einen Punkt leider diese 2,5 cm. Ich denke das geoidmodell und die Höhen Genauigkeit von GPS sind für diesen Zweck einfach nicht robust genug.

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Nivellement

by Eddi, Friday, December 20, 2019, 11:42 (1798 days ago) @ Julian

Hallo,
mal ganz vorsichtig gefragt: Was hast Du denn studiert, wenn Ihr das Feinnivellement nicht behandelt habt:-|
Nicht falsch verstehen, aber das erklärt natürlich einige Deiner Fragen;-)

Eddi

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Nivellement

by Julian @, Friday, December 20, 2019, 12:17 (1798 days ago) @ Eddi

Hallo,
mal ganz vorsichtig gefragt: Was hast Du denn studiert, wenn Ihr das Feinnivellement nicht behandelt habt:-|
Nicht falsch verstehen, aber das erklärt natürlich einige Deiner Fragen;-)

Eddi

Berechtigte Frage!

Ich habe Vermessungswesen und Geoinformatik studiert. komplexe Themen wie Netzmessungen wurden leider nur ein Semester behandelt. Zum Thema Nivellement wurde das schriftliche Rechnen gelehrt und der manuelle Zugabgleich. Leider fehlte die Vertiefung der Thematik sowie die Feinheiten um die maximale Genauigkeit herauszuholen(unter Achtung der Wirtschaftlichkeit :-) ). Bin jetzt 3 Jahre im Beruf und leider sehe ich immer wieder wie fahrlässig mit bestimmten Messsituationen umgegangen wird. Darum möchte ich mein Vorgehen im Außendienst und die Kenntnisse für komplexe Themen wie Netzausgleichungen etc. verbessern.

Bei der Ausgleichung für die Registrierung von Laserscans bin ich recht fit. Dafür gibt es keine Lehrbücher (speziell wenn ohne Zielzeichen gearbeitet wird). Es gibt genau genommen nur ein Programm das Bündelblockausgleichungen an Punktwolken durchführen kann, und leider wird von 95% der Kollegen nur Software verwendet, die Standpunkt an Standpunkt hängt. Also von Fehlerfortplanzung noch nie was gehört! Jetzt bin ich aber schon wieder Offtopic ;-).

Grüße
Julian

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