lokales Netz ausgleichen

by Julian, Tuesday, July 17, 2018, 07:48 (2321 days ago)

Hallo Michael,

ich würde gerne eine freie Netzausgleichung mit positiven Koordinaten durchführen aber die Näherungskoordinaten werden bei der Vorverarbeitung immer wieder auf das Zentrum des Netzes mit 0/0 gelegt.

Wie kann ich das ganze beeinflussen?

Zum anderen gibt es in den Einstellungen Werte die anzugeben sind wie Streckenmessgenauigkeit etc. Ist hier für die Ausgleichung nur der reiter "Messunsicherheit" wichtig mit den a priori Genauigkeitsangaben oder muss ich in den anderen Reitern auch modifizieren?
Und Wo kann ich denn die Zentrierungsfehler angeben?

Ist es richtig bei der freien Netzausgleichung die Punkte alle als Lagedatumspunkte einzuführen?

Hier mein Projekt: https://dateitransfer.reutlingen.de/?ShareToken=0E504FFCF902891F2180A0F9EC53A082545A9F76

Grüße Julian

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lokales Netz ausgleichen

by Micha ⌂, Bad Vilbel, Tuesday, July 17, 2018, 08:45 (2321 days ago) @ Julian

Hallo Julian,

ich würde gerne eine freie Netzausgleichung mit positiven Koordinaten durchführen aber die Näherungskoordinaten werden bei der Vorverarbeitung immer wieder auf das Zentrum des Netzes mit 0/0 gelegt.
Wie kann ich das ganze beeinflussen?

JAG3D ermittelt bei der Bestimmung der Näherungskoordinaten den Standpunkt mit den meisten Zielpunkten. Dieses System wird als Ursprungssystem definiert. Anschließend wird das Subsystem ermittelt, welches die meisten Verknüpfungspunkte aufweist und in das Ursprungssystem transformiert. Ein Subsystem ist hierbei einfach ein weiterer Standpunkt mit seinen Zielpunkten. Diese Prozedur wird vorgesetzt, bis alle Standpunktsysteme in einem (globalen) System vorliegen.

Um den Ursprung zu beeinflussen, könntest Du selbst ein System a-priori vorgeben. Eine Möglichkeit wäre, den Punkt 3 und 11 als Basis zu definieren z.B.:

 3  100   200.000
11  100   261.079

Der Hochwert des Punktes 11 ergibt sich einfach aus der Streckenmessung. Den Punkt 3 und 11 müsstest Du für die Näherungskoordinatenbestimmung in eine Festpunktgruppe einsortieren (Rechtsklick --> Verschieben). Alle anderen Punkte bleiben Neupunkte. JAG3D würde dann versuchen, dass globale System durch diese beiden Punkte zu definieren. Anschließend verschiebst Du die Punkte 3 und 11 einfach wieder in die gewünschte Punktart zurück. Dadurch, dass es Festpunkte sind, fasst JAG3D diese Punkte bei der Näherungskoordinatenbestimmung nicht an. Den gleichen Effekt erzielst Du auch, wenn Du die beiden Punkte als datumsgebende Neupunkte definierst und alle anderen als (normale) Neupunkte. Jetzt muss bei der Näherungskoordinatenbestimmung aber die Option: Bestimme Näherungskoordinaten für Neupunkte ausgewählt sein.

[image]

Ist hier für die Ausgleichung nur der reiter "Messunsicherheit" wichtig mit den a priori Genauigkeitsangaben oder muss ich in den anderen Reitern auch modifizieren?

Für jede Beobachtungsgruppe (also für jeden Eintrag im Baummenü) ist das stochastische Modell a-priori vorzugeben. Die Einstellungen finden sich auf dem Reiter Eigenschaften und dort unter dem Punkt Messunsicherheiten - siehe Screenshot.

Das Modell setzt sich immer aus drei Unsicherheiten zusammen. Die erste Unsicherheit ist additiv und die anderen beiden streckenabhängig, wobei der Einfluss der Strecke variiert, vgl. den Wiki-Eintrag zu den Beobachtungen.

Die im Screenshot gezeigte Möglichkeit zur Definition eines stochastischen Modells wird immer dann verwendet, wenn keine individuelle Unsicherheit vorgegeben wird. Das Vorgeben von individuellen Unsicherheiten ist unüblich, sodass es i.A. ausreicht, wenn Du die Gruppenunsicherheit definierst. Wenn für jede Gruppe σa und σb/σc vorgegeben wurde, ist das Modell definiert. Eine weitere Einstellung gibt es nicht. Im Screenshot wurde für eine Streckengruppe eine kombinierte Unsicherheit von 1 mm / 1,5 ppm gewählt für die Streckengruppe.

Und Wo kann ich denn die Zentrierungsfehler angeben?

Der Einfluss der Zentrierunsicherheit wirkt nicht auf alle Beobachtungsarten gleich. Bei der Strecke korrespondiert dieser mit einem additiven Anteil und wäre Teil von σa. Bei Winkelbeobachtungen ist die Zentrierunsicherheit abstandsabhängig und wäre Teil der Unsicherheit in σc.

Ist es richtig bei der freien Netzausgleichung die Punkte alle als Lagedatumspunkte einzuführen?

Das ist keine Frage, die mit Ja oder Nein zu beantworten ist. Wenn es darum geht, die Beobachtungen auf Fehlmessungen oder andere (gröbere) Abweichungen hin zu untersuchen, ist eine freie Netzausgleichung hierfür am Besten geeignet. Die Wahl des Datums spielt keine Rolle, da die innere Netzgeometrie invariant bleibt.

Die Wahl für ein geeignetes Datum wird i.A. an anderen Aspekten festgemacht. Ich persönlich würde bspw. einen Standpunkt, den ich im Feld frei gewählt habe, nicht als Datumspunkt betrachten, da dieser nicht materialisiert und somit nicht ohne weiteres rekonstruierbar ist.

Viele Grüße
Micha

P.S. Ich würde in Mehrfachsatzmessungen in der finalen Auswertung mitteln, da diese i.d.R. nicht als unabhängige Beobachtungen anzusehen sind. Dies aber mehr als Anmerkung.

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Tags:
unsicherheiten, näherungswerte, datum

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