Die Hauptkomponentenanalyse ist ein statistisches Werkzeug, welches in den 1980er Jahren Einzug in die geodätische Netzausgleichung gehalten hat. Sie dient im Allgemeinen zur Strukturierung, Charakterisierung und Vereinfachung von umfangreichen Datensätzen in der multivariaten Statistik. Die Berechnung der Hauptkomponenten einer Varianz-Kovarianz-Matrix einer multivariaten Stichprobe erfolgt über eine spektrale Zerlegung. Das spezielle Matrizeneigenwertproblem lautet für die Varianz-Kovarianz-Matrix der Netzkoordinaten
(Cˆxˆx−λi⋅I)mi=0
bzw. unter Verwendung der auf die Koordinatenanteile reduzierten Normalgleichungsmatrix
(ˉN−ˆσ20λi⋅I)mi=0
worin λi die Eigenwerte der Matrix und mi die korrespondierenden Eigenvektoren, mit |mi|=1, sind. I repräsentiert die Einheitsmatrix. Die einzelnen spektralen Vektorkomponenten ςi ergeben sich aus
ςi=√λi⋅mi
und entsprechen der i-ten Halbachse des Fehlerhyperellipsoids. Es gilt
Cˆxˆx=∑i=1λi⋅mimTi
und somit
trCˆxˆx=∑i=1λi
Liegen die Eigenwerte λ=(λmax,λmax−1,...,λi,...,λmin)T der Größe nach geordneten vor, so entspricht
ςmax=√λmax⋅mmax
der 1. Hauptkomponente. In entsprechender Analogie wird die 2. Hauptkomponente ςmax−i aus dem zweitgrößten Eigenwert λmax−1 und dem korrespondierenden Eigenvektor mmax−1 gebildet.
Von einer Schwachform spricht man, wenn die 1. Hauptkomponente (oder die ersten Hauptkomponenten) bereits einen wesentlichen Anteil an der Summe aller Varianzen, trCˆxˆx, aufweist. In diesem Zusammenhang wird häufig auch vom einer dominanten Eigenform gesprochen, welche die Tendenz des Netzes charakterisiert, seine geometrische Form zu verlassen (vgl. Schmitt 1997). In Analogie zur Mechanik beschreibt die Eigenform somit das Eigenschwingungsverhalten bzw. Stabilitätsprobleme eines mechanischen Systems (vgl. Jäger 1988). Dieses Schwingungsverhalten ist kritisch, da diese scheinbaren Punktveränderungen bspw. im Rahmen einer Deformationsanalyse missinterpretiert werden können. JAG3D führt am Ende einer Netzausgleichung eine Hauptkomponentenanalyse durch und bestimmt wahlweise die ersten Hauptkomponenten des Netzes.
In der Literatur gibt es unterschiedliche Angaben, ab wann ein Netz die Charakteristik einer dominanten Schwachform aufweist. Laut Niemeier (1982) ist dies bereits bei einem Anteil λmaxtrCˆxˆx⋅100[%] von 40 % - 60 % der Fall. Die Hauptschwachform kann durch die Wahl eines anderen Netzdatums, durch eine geänderte Netzkonfiguration oder durch ein geändertes stochastisches Modell beeinflusst werden.