Mittelwertbildung
Hallo Frakis,
wann macht es denn Sinn Mittelwerte zu bilden?
Aus meiner Sicht macht es immer dann Sinn bzw. ist notwendig, wenn die Messungen nicht (weitgehend) unabhängig erhoben wurden. Dies trifft auf alle (Wiederholungs-) Messungen zu, die bei identischer Konfiguration registriert wurden.
Macht es dann nicht Sinn jeden Vollsatz einzeln für sich zu mitteln um Zielachsfehler/Kippachsfehler zu korrigieren und dann mit den 3 Beobachtungen in die Ausgleichung zu gehen?
Wenn diese Sätze direkt hintereinander beobachtet wurden ohne an der Konfiguration oder am Aufbau etwas zu ändern (z. B. mit dem Satzmessprogram), dann würde ich alle sechs Halbsätze gemeinsam mitteln. Die bauartbedingten Instrumentenabweichungen fallen, wenn die Anzahl der Halbsätze in Lage I und II identisch ist, ebenfalls raus.
In Jag3d wird jedoch eine Gesamt-Mittelwertbildung durchgeführt.
In JAG3D werden die Beobachtungen, die sich innerhalb einer Gruppe befinden, gemittelt - sofern möglich. Wenn die drei Vollsätze auf drei eigenständige Gruppen verteilt werden, dann würde jeder Vollsatz getrennt gemittelt werden.
Oder ist es sinnvoller gar keine Mittelwerte zu bilden um die Redundanz zu erhöhen?
Dies erhöht zwar die theoretische Redundanz aber nicht die Kontrolliertheit des Netzes, die man üblicherweise mit der Redundanz als Kenngröße verbindet. Es wäre also eher kontraproduktiv, diese Messungen nicht zu mitteln. Wenn bspw. beim Messen ein falscher Reflektor eingestellt wurde, dann hilft es in der Analyse i.A. wenig, wenn man mit dieser falschen Einstellung einen Punkt 100-mal gemessen hat. 100-mal präzise daneben gemessene ist leider kein Ersatz für eine einzelne korrekte Messung, siehe auch die Abbildung im Wiki zum Thema Mittelwertbildung.
Viele Grüße
Micha
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