Interpretation Deformation Festpunkte und Kongruenzanalyse
Hallo Micha,
herzlichen Dank für die Mühe mir meine Fragen anschaulich zu beantworten!
Ja, ich glaube es ist Dir gelungen, auch wenn bei mir der Groschen noch nicht zu 100% gefallen ist...
Die Fragen die sich bei mir zunächst immer noch gestellt haben:
Haben sich die Festpunkte tatsächlich um bis zu 7 mm bewegt, oder sind die 7 mm zum großen Teil auf eine unterschiedliche Lagerung bei den gedanklich vier berechneten Ausgleichungen zurückzuführen?
Welche Deformationsbestimmung (Kongruenzanalyse oder Koordinatenvergleichsmethode gibt besser die Deformationen an?
Zur Wiederholung und meinem besseren Verständnis in meinen eigenen Worten:
Deformationsbestimmung mit der Kongruenzanalyse:
Die Punkte haben sich tatsächlich bewegt, da man sich bei diesen vier gedanklich durchgeführten Ausgleichungen das Gesamtnetz (EP1) als relativ stabiles Element vorstellen kann. Dieses wird dann vier Mal auf eine unterschiedliche Kombinaten von drei der vier Festpunkte (aus EP0) eingepasst. Weil das EP1 Gesamtnetz nicht mehr auf die EP0 Festpunkte passt erhalte ich bei den 4 gedanklich durchgeführten Ausgleichungen auf Grund der unterschiedlichen Lagerung die vier Koordinaten (-Veränderungen) des jeweils als Neupunkt definierten Festpunktes.
Die Deformationsbestimmung mittels Kongruenzanalyse bildet die Bewegungen im Netz möglicherweise besser ab. Hier wähle ich die Festpunkte nur als Datumspunkte, um die reinen Deformationen ohne Festpunktzwang zu bekommen, richtig?
Deformationsbestimmung nach der Koordinatenvergleichsmethode:
Bei meiner Netzkonfiguration bedeutet das, dass bei Nutzung von allen 4 Festpunkten / Anschlusspunkten eben diese Punkte sich koordinatenmäßig nicht /kaum verändern - diverse Bewegungen, die diese Punkte (evtl. scheinbar) haben verteilen sich dann über die 4 Punkte bzw. das Netz.
D.h. für eine Deformationsbestimmung nach der Koordinatenvergleichsmethode würde ich die AGL mit 4 beweglichen Anschlusspunkten wählen. Dieser Koordinatenvergleich enthält dann eine gewisse "Mittelung" der Festpunktbewegungen und Verteilung der Spannungen in die Neupunkte.
Eine Ausgleichung nur mit 102 und 103 als Festpunkte (101 und 104 mit den größten berechneten Störgrößen als Neupunkte) würde zu einer schlechten Lagerung des Gesamtnetzes führen und die Koordinaten der eigentlichen Beobachtungspunkte verfälschen.
Mit allen 4 dynamischen Anschlusspunkten bekomme ich in meinem Fall vernünftige Koordinaten für die Neupunkte und daraus resultierende Deformationen. Die Koordinaten der dynamischen Anschlusspunkte sind nur eine "Mittelung" stellen deren tatsächliche Deformation nur ungenügend dar.
Sehe ich das richtig?
Zum Bewegungsverhalten der vier Festpunkte 101-104 habe ich jetzt 2 Erklärungsmöglichkeiten:
1. Es handelt sich um eine scheinbare Bewegung, die durch die Netzschwäche (fehlende Verbindungen durch Sichthindernisse in EP1) bei den Punkten 102 und 103 verursacht wird.
2. Die Punkte 102 und 103 liegen auf auf einem Betonfundament, die Punkte 101 und 104 auf dem umgebenden Gelände. Auf Grund der Örtlichkeit könnte ich mir evtl. vorstellen, dass sich das Betonfundament gegenüber dem umliegenden Gelände bewegt (in meinem Fall nach Norden).
So wäre zumindest die (scheinbare) Bewegung der Punkte 101 und 104 nach Süden zu erklären - aus den örtlichen Gegebenheiten hat man , wenn überhaupt, eine Bewegung der Punkte 101 und 104 nur nach Norden erwartet (hangabwärts)...
Vermessung ist doch einfach spannend!
Schöne Grüße,
Jörg